Viele Eltern machen sich Sorgen, ob ihr Kind in der Schule richtig gefördert wird oder ob besondere Begabungen oder Schwierigkeiten vorliegen. Ein Intelligenztest bei Kindern kann dabei ein wichtiger Schritt sein, um Klarheit zu gewinnen.
In diesem Artikel erfahren Sie:
- was Intelligenz ist
- was Intelligenztests bei Kindern genau messen
- wann Intelligenztests sinnvoll sind
- wie ein Intelligenztest abläuft
- wie Sie die Ergebnisse interpretieren
Die Inhalte beruhen auf wissenschaftlichen Grundlagen und Erfahrungen aus der Praxis, sodass Sie fundierte und vertrauenswürdige Antworten bekommen.
Intelligenztests geben Eltern die Möglichkeit, die Fähigkeiten ihres Kindes realistisch einzuschätzen. Ein solcher Test besteht aus standardisierten Aufgaben, die Bereiche wie Sprache, Zahlenverständnis und räumliches Denken prüfen können.
Sie können helfen zu erkennen, ob schulische Schwierigkeiten oder auffällige Leistungen auf bestimmte Ursachen wie Wahrnehmungsprobleme, Überforderung oder besondere Talente zurückzuführen sind.

Ein Test ist besonders dann sinnvoll, wenn die Leistungen deutlich vom Durchschnitt abweichen, wenn Eltern vor einer wichtigen Entscheidung wie der Einschulung Klarheit benötigen oder wenn sie verstehen möchten, ob die identifizierten Probleme überhaupt mit der Intelligenz zusammenhängen.
Aber auch Lehrer, Ärzte und Psychologen sprechen häufig eine Empfehlung aus, wenn sie besondere Begabungen oder Lernstörungen wie z. B. eine Lese-Rechtschreib-Schwäche vermuten.
Wo kann man den IQ bei Kindern testen?
Ein Intelligenztest wird immer von Fachleuten durchgeführt, da nur so ein verlässliches Ergebnis entsteht. Sie können sich dafür an psychologische Praxen oder an spezielle Beratungsstellen wenden. Es gibt auch schulpsychologische Dienste, ebenso bieten Kinder- und Jugendpsychiater solche Tests an.
Wichtig ist, dass die Tests standardisiert sind und deshalb nur von geschultem Personal eingesetzt werden dürfen. Denn so kann gewährleistet werden, dass die Ergebnisse aussagekräftig sind und als Grundlage für die Zukunft genutzt werden können.
Wie läuft ein typischer Intelligenztest ab?
In der Regel beginnt ein Intelligenztest mit einem Vorgespräch, in dem Eltern und die Fachleute gemeinsam die Gründe für den Test klären und die bisherigen Schulleistungen, den Entwicklungsverlauf und etwaige mögliche Sorgen besprechen. Anschließend beginnt der eigentliche Test, der etwa anderthalb bis zwei Stunden dauert. Dabei bekommt das Kind Aufgaben aus verschiedenen Bereichen wie Sprache, Zahlen, räumliches Denken oder Merkfähigkeit.
Die Aufgaben sind standardisiert und so gestaltet, dass sie dem Alter des Kindes entsprechen. Außerdem wird genau auf einheitliche Bedingungen geachtet, damit die Werte am Ende vergleichbar sind. Danach werden die Ergebnisse ausgewertet und mit den Normwerten gleichaltriger Kinder gegenübergestellt sowie die einzelnen Fähigkeitsbereiche interpretiert.
Im abschließenden Gespräch mit den Eltern erhalten diese eine verständliche Erklärung der Ergebnisse sowie Empfehlungen, wie sie ihr Kind gezielt fördern oder entlasten können. Oft gibt es auch einen zusätzlichen schriftlichen Bericht, der alle Erkenntnisse und Förderhinweise bündelt.

Wie unterscheiden sich Intelligenztests?
Seit der Einführung des Intelligenzbegriffs Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er immer wieder neu definiert. Anfangs versuchte man, den Intelligenzquotienten mit einer einzigen Zahl zu erfassen. Mit der Zeit entstanden jedoch verschiedene Theorien, die Intelligenz um Bereiche wie Sprache, Logik, Merkfähigkeit oder räumliches Denken erweiterten. Entsprechend unterscheiden sich die heute verfügbaren Intelligenztests in ihrem Fokus und den geprüften Teilbereichen.
K-ABC
WPPSI / HAWIVA
WISC / HAWIK
CFT (1-R / 20-R)
AID-3
BIVA
KFT-K
KFT 1-3
CFT 20-R
KFT 4-12R
I-S-T 2000R
CFT3
WIT-2
BIS-4
K-TIM
Was bedeutet der IQ-Wert?
Intelligenztests werden so normiert, dass der Durchschnitt bei 100 liegt. Die meisten Kinder erreichen Werte zwischen 85 und 115. Je nach Ergebnis wird in Bereiche eingeteilt (z. B. unterdurchschnittlich, Durchschnitt, überdurchschnittlich, Hochbegabung ab einem IQ-Wert von 130).
Die genauen Grenzwerte können je nach Testmanual leicht variieren.

Was sagen die Ergebnisse eines IQ-Tests aus?
Die Ergebnisse eines Intelligenztests zeigen, wie ein Kind im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern in verschiedenen Denkbereichen abschneidet. Sie können aufzeigen, wo besondere Stärken liegen oder wo das Kind weitere Unterstützung braucht. Der IQ-Wert gibt eine grobe Orientierung darüber, ob ein Kind im Durchschnitt, darüber oder darunter liegt. Aber Achtung: Ein IQ-Test ist nur eine Momentaufnahme, Kinder entwickeln sich weiter und ihre Leistungen können sich mit der Zeit verändern.
Der IQ sollte am Ende des Tages nicht isoliert betrachtet werden. Sonst kann es passieren, dass Kinder vorschnell in eine Schublade gesteckt werden. Manche Eltern entwickeln auch zu hohe oder zu niedrige Erwartungen an ihr Kind oder setzen es dann unnötig unter Druck. Deswegen sollten die Ergebnisse mit Fachleuten besprochen werden und als Orientierung gesehen werden – nicht als endgültiges Urteil.
So bereiten Sie Ihr Kind auf einen IQ-Test vor!
Was kann sich auf das Testergebnis auswirken?
- Tagesform: Schlaf, Krankheit, Schmerzen, Hunger/Durst
- Gefühle: Aufregung, Angst, Druck, keine Lust
- Rahmen: Lärm, Hektik, zu wenig Pausen, ungewohnte Umgebung
- Beziehung: Chemie zur Testleitung (Unsicherheit/Sympathie)
- Besonderheiten: Mehrsprachigkeit, Seh-/Hörthemen, Medikation (z. B. ADHS)
Wie bereiten Sie ihr Kind gelassen vor?
- Termin am Vormittag, ausgeschlafen; krank lieber verschieben
- Leichtes Frühstück, Wasserflasche mitgeben
- Brille/Hörgeräte dabeihaben
- Neutral ankündigen: „Du probierst heute verschiedene Aufgaben aus.“
- Druck rausnehmen: kein „Du musst gut sein“, keine Drohungen/Belohnungen
- Pausen sind okay – das gerne vorher sagen
Tipps während des Tests
- Kind darf nach Pausen fragen
- Unklare Aufgaben: weitergehen, sich nicht festbeißen
- Eltern warten meist draußen – die Testleitung steuert den Rahmen
Tipps nach dem Test
- Anstrengung loben, nicht „schlau sein“
- Kein Kreuzverhör zu einzelnen Aufgaben
- Auffälligkeiten des Tages (z. B. schlechter Schlaf) notieren – hilft bei der Einordnung
Was Sie besser vermeiden sollten
- Trainingshefte/„IQ-Coachings“ vorab – verfälschen die Aussagekraft
- Testinhalte googeln oder „auf Lösungsarten trimmen“
- Krank oder mit massivem Schlafmangel testen
- Belohnungs-/Drohkulissen („Wenn du 120 schaffst…“)
- Mehrfachtestungen in kurzer Zeit ohne fachliche Absprache

Was tun bei Hochbegabung oder Förderbedarf?
Wenn ein Intelligenztest eine Hochbegabung zeigt, brauchen Kinder geeignete Herausforderungen. Es kann sich als günstig erweisen, zusätzliches Lernmaterial anzubieten, kreative Projekte zu ermöglichen oder über das Überspringen einer Klasse nachzudenken. Wichtig ist jedoch, dass das Kind dennoch genug Zeit hat, sich emotional und sozial zu entwickeln.
Zeigt der Test hingegen einen besonderen Förderbedarf wie in den Bereichen Sprache oder Rechnen, so ist gezielte Unterstützung gefragt. Dies kann durch Förderprogramme, Lerntherapie oder Nachhilfe erfolgen. Entscheidend ist es auch hier mit Lehrern und Fachleuten zusammenzuarbeiten und die Förderung so zu gestalten, dass sie den Anforderungen des Kindes gerecht wird und es nicht überfordert.
Bei Hochbegabung
- Gespräch mit der Schule: Klassenleitung/Schulpsychologie an Bord holen, Ziele klären.
- Differenzierung im Unterricht: schwierigere Aufgaben, offene Projekte, Lernverträge.
- Enrichment: AGs/Wettbewerbe (z. B. Mathe-Olympiade, Känguru), MINT-/Sprach- oder Musikangebote, Bibliothek/Freiarbeit.
- Beschleunigung (ggf. Klasse überspringen): nur mit Blick auf Sozialreife, Probewochen vereinbaren, eng begleiten.
- Mentoring/Gleichaltrige: Kontakt zu Peers mit ähnlichen Interessen (Schul-AGs, Vereine).
- Balancieren: Freizeit & Hobbys schützen; nicht jedes Talent „durchoptimieren“.
- Kontrolle nach 8–12 Wochen: Klappt die Förderung? Ggf. anpassen!
Bei Förderbedarf
- Klare Abklärung: Passt das Profil zu LRS/Dyskalkulie/ADHS/Sprachentwicklung?
- Förderplan: konkrete Ziele, 1–2 Schwerpunkte statt „alles auf einmal“.
- Evidenzbasierte Förderung: regelmäßig (lieber kurz & häufig), z. B. Lerntherapie/Schulförderung.
- Nachteilsausgleich (je nach Schule/Bundesland): z. B. Zeitverlängerung, angepasste Aufgabenformate – mit der Schule abstimmen.
- Kooperation: Schule ↔ Eltern ↔ ggf. Therapeuten (Infofluss kurz & klar).
- Lernorganisation: kurze Einheiten, Pausen, Timer/Checklisten, ruhiger Arbeitsplatz.
- Stärken pflegen: mindestens ein Fach/Hobby, das „leicht“ fällt → Selbstwirksamkeit.
- Wirksamkeit prüfen nach 8–12 Wochen; bei Stillstand Förderplan anpassen.
Häufig gestellte Fragen
Wie viel kostet ein Intelligenztest für Kinder?
Ein IQ-Test kostet in der Regel 350–600 €. Bei medizinisch nachvollziehbarem Anlass kann die Krankenkasse die Kosten übernehmen – am besten vorab klären.
Ab wann lohnt sich ein Test?
Wenn im Kindergarten oder in der Schule wiederholt Auffälligkeiten, Leistungseinbrüche oder plötzliche Verhaltensänderungen auftreten oder bei Unter- oder Überforderung. Reines „Interesse“ an der Intelligenz des Kindes ohne Anlass ist kein guter Grund.
Ab welchem Alter ist das Testen möglich?
Grundsätzlich ist das Testen ab etwa 3 Jahren möglich, sinnvoll ist es meist rund um die Einschulung (5–6 Jahre). Im Kindergartenalter ist es nur bei guter Begründung möglich.
Wie stabil ist der IQ bei Kindern?
Der IQ ist eine Momentaufnahme und kann, besonders in der Jugend, schwanken. Die Ergebnisse sollten deshalb im Kontext gesehen werden und bei Bedarf später überprüft werden.
Kann ich mein Kind auch einen Online-Test machen lassen?
Online-Tests sind nicht normiert und liefern keine verlässlichen Ergebnisse. Sie können Erwartungen verzerren und zu Fehlinterpretationen führen.