Die ganze Familie fühlt sich gestresst und müde? Sie brauchen einfach nur eine Auszeit? Vielleicht ist eine Familienkur genau das richtige für Sie!
In diesem Artikel erfahren Sie…
… Was eine Familienkur ist
… Wie Sie in 4 Schritten Ihre Familienkur beantragen
… Wie eine Familienkur abläuft
… Antworten auf häufig gestellte Fragen
Eine Familienkur ist, wie der Name schon verrät, ein Kuraufenthalt für die gesamte Familie. Sie ist eine Vorsorgemaßnahme, um die Gesundheit der Eltern und Kinder zu schützen, wenn diese gefährdet ist. Eine Kur dauert in der Regel 3 Wochen, kann jedoch um eine Woche verlängert werden, wenn die medizinische Notwendigkeit dafür gegeben ist.
Was sind die Voraussetzungen für eine Familienauszeit?
- Es müssen eine oder mehrere Belastungssituationen (siehe Gründe) vorliegen. Dabei muss entweder die ganze Familie betroffen sein oder beide Elternteile gesundheitlich belastet sein.
- Die Belastungssituation muss in Verbindung mit der Erziehungsrolle stehen
- Die Notwendigkeit der Kur muss Ärztlich Attestiert werden
Was sind Gründe für eine Familienkur?
Die Gründe bzw. die entscheidende Belastungssituation für einen Kuraufenthalt können ganz verschieden und individuell sein. Die meisten Anträge fallen aber in eine oder mehrere der folgenden Kategorien:
- Psychische Probleme z.B.: Depressionen oder Burnout-Symptome
- Familiäre Belastung z.B.: Erziehungsprobleme, Pflegebedarf eines Familienmitglieds
- Erkrankung z.B.: Chronische oder schwere Erkrankungen eines Familienmitglieds

Was ist das Ziel einer Familienkur?
Die Zielsetzung einer Familienkur kann je nach Problem und Therapieart unterschiedlich ausfallen. Ziele könnten beispielsweise sein:
- Erhalt der Gesundheit der Familie
- Linderung von physischen und psychischen Beschwerden
- Erkennen von belastenden Faktoren im Alltag
- Stärken der eigenen Ressourcen
- Einarbeitung in neue Techniken und Lösungen für einen entspannteren Alltag

Wer bezahlt die Familienkur?
Die Kosten für die Familienkur werden zum Großteil von der Krankenkasse übernommen, soweit hierfür ein Antrag bei dieser eingereicht und bewilligt wurde. Dies umfasst alle Kosten für Aufenthalt, Therapie und Kinderbetreuung, sowie, zumindest teilweise, die Fahrtkosten.
Zusätzlich fällt jedoch für jede erwachsene Person ein Eigenanteil von 10€ pro Tag (für 3 Wochen insgesamt 220 € p.P.) an und auch für besondere Wünsche oder Freizeitaktivitäten sollten Ausgaben einkalkuliert werden.
Schritt-für-Schritt Anleitung: Familienkur beantragen
1. Arztgespräch führen:
Zunächst muss ein Termin bei einem Hausarzt ausgemacht und wahrgenommen werden. Mit diesem werden alle relevanten Themen besprochen und ein Attest ausgefüllt und ausgestellt.
Das Gespräch umfasst in der Regel folgende Themen:
- Gesundheitliche Beschwerden und Belastungen
- Familiäre Belastungssituation
- Indikation und Ziel der Kur
- Die geeignete Kurform
- Medizinische Begründung für den Antrag

Dies muss für alle kurbedürftigen Personen einzeln durchgeführt werden. Im Falle einer Familienkur bedeutet das beide Elternteile und ggf. die Kinder.
Auch wird die geeignete Therapieform schon bei der Antragstellung festgelegt. Diese unterscheiden sich je nach Situation und Familie und werden individuell auf die Bedürfnisse der Familie zugeschnitten.
Mögliche Therapieformen umfassen:
- Systemische Therapie
- Psychosomatische Therapie
- Familienberatung
- Kunst- und Musiktherapie
- Ernährungsberatung und Therapie
- Achtsamkeitstraining und Meditation
- Kognitive Verhaltenstherapie

2. Familienkur bei der Krankenkasse beantragen
Um eine Familienkur bei der Krankenkasse zu beantragen, werden folgende Unterlagen benötigt:

- Attest des Hausarztes
- Antragsformular – Erhältlich bei der Krankenkasse, Arzt oder einer Kurberatungsstelle
- Ggf. Schulbefreiung (falls schulpflichtige Kinder mitfahren)
- Optional: Selbstauskunft / Begründungsschreiben: Hilft der Krankenkasse die Belastungssituation besser bewerten zu können
Da Familienkuren in dieser Form noch nicht anerkannt werden, müssen beide Elternteile gleichzeitig die eigenen Formulare + die von mindestens einem Kind bei Ihrer Krankenkasse senden.
3. Die Entscheidung abwarten
Nach Antragstellung benötigen die Krankenkassen in der Regel ca. drei Wochen, um den Antrag zu beantworten.
- Der Antrag wird bewilligt
- Der Antrag wird abgelehnt: Falls Ihr Antrag für die Familienkur abgelehnt wird, haben Sie die Möglichkeit innerhalb von meist vier Wochen Einspruch einzulegen. Diese Chance sollte genutzt werden, da danach meist doch eine Bewilligung erteilt werden kann.
4. Passende Kureinrichtung auswählen
Mit der Bewilligung des Antrags werden Ihnen von der Krankenkasse passende Kliniken vorgeschlagen, meist auch schon mit den jeweiligen Zeiträumen. Sie können eine von diesen annehmen, indem Sie dies bei Ihrer Krankenkasse bestätigen (z.B.: per Email oder Brief).
Falls Ihnen keine der Kliniken auf der Liste zusagt, können Sie von Ihrem Wunsch- und Wahlrecht Gebrauch machen und sich eine andere Klinik aussuchen. Diese muss aber von Ihrer Krankenkasse anerkannt werden und zu Ihrer Indikation passen.
Wenn Sie sich für diese Möglichkeit entscheiden, müssen Sie in einem kurzen Schreiben an Ihre Krankenkasse erklären, dass Sie die vorgeschlagenen Kliniken ablehnen und stattdessen eine andere Klinik begründet bevorzugen.
Das Kurprogramm – so läuft es ab
Die An- und Abreise

Die An- und Abreise zur Kurklinik liegt in der Regel in der eigenen Verantwortung. Die Kosten dafür werden je nach Transportmittel, mindestens teilweise, von der Krankenkasse erstattet:
- Auto: ~ 20 Cent pro Kilometer (je nach Kasse variabel)
- Öffentliche Verkehrsmittel: Vollständige Übernahme der Kosten
- Flugzeug: Nur in Ausnahmefällen möglich, vorherige Genehmigung notwendig
Und so gehen Sie vor:
- Optional: Kurklinik kontaktieren – viele Kliniken senden Ihnen vorab schon einen Anreisebrief mit allen wichtigen Informationen (z.B.: Abholservice, Parkmöglichkeiten etc.)
- An- und Abreise planen & ggf. buchen – rechtzeitig, vor allem bei Reisen mit ÖPNV
- Quittungen aufbewahren – diese reichen Sie nach der Kur bei Ihrer Krankenkasse ein
- Erstattung beantragen – formlos oder mit Formular der Krankenkasse möglich
Der Tagesablauf während der Kur

Der Tagesablauf wird durch den Therapieplan geregelt. Dieser gestaltet sich individuell, je nach Therapieform, Einrichtung und Familie und wird meist nach der Ankunft mit einem Arzt besprochen und erstellt.
Meist werden dabei nicht nur die Therapiezeiten festgelegt, sondern auch feste Ess- und Schlafzeiten. Dennoch wird auch darauf geachtet, dass genug Freizeit für Sie und Ihre Familie zur Entspannung und gemeinsamen Zeit eingeplant wird.
Während der Kur werden Ihnen Methoden und Techniken in Bereichen wie Stressmanagement, Zeitmanagement oder Selbstreflexion beigebracht. Diese sollten Sie nach der Kur in Ihre Routine einbauen, um ein harmonisches Familienleben und nachhaltigen Erfolg zu erreichen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Wie lange habe ich Zeit, die Kur anzutreten?
Nach Genehmigung Ihres Antrags haben Sie in der Regel 6 Monate Zeit, um Ihre Kur anzutreten, bevor Ihr Anspruch erlischt.
Gibt es eine Familienkur speziell für Kinder mit ADHS?
Ja, ADHS wird als ein Grund für eine Familienkur angesehen, da durch die Verhaltensstörung die gesamte Familie beeinträchtigt werden kann. In darauf spezialisierten Kliniken lernen Eltern und Kind(er) beispielsweise die Symptome besser zu bewältigen und lernen neue Strategien für den Alltag.
Darf unser Hund mit zur Familienkur genommen werden?
Ja, solange die Richtlinien Ihrer Kureinrichtung dies zulassen. Erkundigen Sie sich am besten bei den Kureinrichtungen selbst und geben Sie die Hundemitnahme als förderlich für die Genesung bei Ihrem Antrag und/oder Wunsch-Schreiben der Krankenkasse an.