Alle (werdenden) Eltern müssen sich früher oder später mit einem wichtigen Thema beschäftigen: Erziehungsstile. Doch die Wahl eines Erziehungsstils fällt nicht immer leicht, denn die Auswahl ist groß und die Unterschiede sind nicht immer offensichtlich.
Um Sie bei der Wahl eines Erziehungsstils zu unterstützen, erklären wir Ihnen in diesem Artikel…
- … was Erziehung überhaupt ist
- … welche Erziehungsstile Sie auf jeden Fall kennen sollten
- … was die 7 bekanntesten Erziehungsstile ausmacht
Schauen wir uns doch zunächst einmal an, was “Erziehung” überhaupt bedeutet!
Los geht’s!
Der Begriff “Erziehung” ist wohl jedem bekannt – natürlich, denn irgendwann wurden wir alle einmal erzogen, wir selbst ebenso wie unsere Eltern, unsere Großeltern und unsere Urgroßeltern. Die Erziehung ist ein fester Bestandteil unseres Leben.
Doch was heißt “Erziehung” überhaupt? Was bedeutet es eigentlich, wenn wir sagen, dass wir unsere Kinder erziehen? Was genau meinen wir damit?
Der deutsche Philosoph Immanuel Kant sagte zum Thema Erziehung:
Anders gesagt: Es ist die Erziehung durch Menschen, die bereits erzogen sind, die uns überhaupt erst zu einem “richtigen” Menschen macht – und es ist die Erziehung, die letztendlich bestimmt, wer und was wir sind.
Das Ganze lässt sich aber noch etwas einfacher und verständlicher ausdrücken:
Diese Maßnahmen sind vor allem charakterbildend und entwicklungsfördernd, wie zum Beispiel die Vermittlung von bestimmten Werten wie Ehrlichkeit. Der Fokus liegt dabei in erster Linie auf der Entwicklung und Ausbildung des Sozialverhaltens.
Mit der Erziehung legen wir also den Grundstein dafür, wie sich Kinder im späteren Leben anderen gegenüber verhalten und wie sie mit bestimmten Dingen umgehen.

Erziehungsstile – Was ist das?
Nun stellt sich die Frage, was denn eigentlich Erziehungsstile sind. Sie haben natürlich etwas mit Erziehung zu tun, das sagt schon der Name, aber was genau?
Einen Erziehungsstil können Sie sich im Grunde wie ein Bündel vorstellen, das aus ganz bestimmten Grundhaltungen, Ansichten und Wertvorstellungen besteht. Diese wiederum führen zu unterschiedlichen Verhaltensweisen und -mustern.
Diese Dinge sind es, die die entsprechenden Stile ausmachen. So kann eine Erziehung dann zum Beispiel konsequent oder nachgiebig, abweisend oder responsiv sowie aggressiv oder freundlich geprägt sein.
Die 7 bekanntesten Erziehungsstile
Die Stile, die wir Ihnen nun vorstellen wollen, können Sie sich in Form einer Skala vorstellen. Auf der einen Seite befinden sich die Erziehungsstile, die von Regeln und Struktur geprägt sind, auf der anderen Seite finden Sie das genaue Gegenteil:
Im Folgenden beginnen wir mit den strengsten und strukturiertesten Erziehungsstilen und enden schließlich auf der anderen Seite dieser Skala, um Ihnen die Einordnung der Stile etwas zu erleichtern.
Sehen wir uns nun also die 7 bekanntesten Erziehungsstile an!
Autokratischer Erziehungsstil

Der autokratische Erziehungsstil zeichnet sich vor allem durch eines aus: Strenge. Dabei spielen Disziplin und Gehorsam eine große Rolle und es gibt zahlreiche Regeln und Grenzen, die die Kinder zu befolgen und einzuhalten haben.
Doch was genau bedeutet das?
In dieser Rolle legen sie dann Regeln und Grenzen fest. Halten die Kinder sich nicht daran, müssen sie mit Konsequenzen rechnen und die Strafen akzeptieren, ohne sie zu hinterfragen oder anzuzweifeln.
Dabei werden diese Dinge für gewöhnlich nicht mit den Kindern besprochen. Regeln und deren Sinnhaftigkeit, sowie die Grenzen und Strafen werden dem Kind nicht erklärt und das Kind selbst hat in all diesen Dingen kein Mitspracherecht.
Auch andere Entscheidungen werden grundsätzlich von den Eltern gefällt. Die Wünsche, Bedürfnisse und Ansichten der Kinder werden dabei eher außer Acht gelassen und nicht in die Überlegungen mit einbezogen.
Ein weiteres Merkmal dieses Erziehungsstils ist das Androhen von Strafen und die Einschüchterung der Kinder, die damit einhergeht. Etwas ähnliches haben Sie bestimmt schon mal gehört: “Wenn du X nicht tust, darfst du später Y nicht.”
Die Beziehung zwischen Eltern und Kind findet dementsprechend nicht auf Augenhöhe statt – die Eltern stehen in der Hierarchie ganz eindeutig über ihren Kindern und sind sozusagen die “Alleinherrscher”.
Autoritäre Erziehung

Auch die autoritäre Erziehung ist geprägt von Regeln, Disziplin und Bestrafungen und ähnelt damit dem autokratischen Erziehungsstil. Der einzige Unterschied: Die autoritäre Erziehung ist minimal milder, also etwas weniger streng.
Regeln und Grenzen werden alleine von den Eltern festgelegt, es gibt eine eindeutige Hierarchie und sollten die Kinder gegen die Regeln verstoßen, müssen sie mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.
Darüber hinaus haben die Eltern außerdem recht hohe Erwartungen an ihre Kinder – hier ebenso wie beim autokratischen Erziehungsstil. Diese Erwartungen beziehen sich zum Beispiel auf die Ordentlichkeit oder die schulischen Leistungen der Kinder.
Demokratische Erziehung

Die sogenannte demokratische Erziehung kann im Grunde tatsächlich als eine Art der Demokratie betrachtet werden: Eltern und Kinder arbeiten zusammen, während die Kinder innerhalb festgelegter Grenzen gewisse Freiheiten genießen.
Abgesehen davon treffen die Eltern jedoch kaum eine Entscheidung selbst. Sie diskutieren gemeinsam mit ihren Kindern und besprechen alle wichtigen Dinge im Voraus. Das Kind darf Regeln und Grenzen außerdem jederzeit hinterfragen.
Auch Strafen werden nicht einfach so verhängt. Vielmehr setzen sich die Eltern bei einem Regelverstoß mit ihrem Kind zusammen und erklären, was genau es falsch gemacht hat und mit welchen Konsequenzen es nun eventuell rechnen muss.
Außerdem ist die Meinung der Kinder ebenso viel wert und genauso wichtig wie die ihrer Eltern – eben ganz wie in einer Demokratie.
Autoritativer Erziehungsstil

Der demokratischen Erziehung sehr ähnlich ist der sogenannte autoritative Erziehungsstil. Er ist sozusagen ein Mittelweg zwischen der autoritären Erziehung, die sie bereits kennengelernt haben, und dem permissiven Erziehungsstil.
Einfach gesagt heißt das:
Ebenso wie bei der demokratischen Erziehung werden Regeln und Grenzen hier miteinander besprochen und von den Eltern begründet. Wie die autoritäre Erziehung sieht der autoritative Erziehungsstil jedoch auch Strafen vor.
Der Unterschied: Die Strafen sind nicht so streng wie bei der autoritären Erziehung. Darüber hinaus sind sie den Kindern im Voraus bekannt. Wenn sie gegen eine Regel verstoßen wissen sie bereits, welche Konsequenzen sie erwarten.
Außerdem sind die Eltern deutlich stärker involviert als bei der permissiven Erziehung. Die Kinder werden von ihren Eltern geführt, statt auf sich alleine gestellt zu sein, und die Eltern zeigen insgesamt sehr viel mehr Einsatz.
Antiautoritäre Erziehung

Der Name lässt es schon vermuten: Die sogenannte antiautoritäre Erziehung ist in beinahe jeder Hinsicht das komplette Gegenteil der autoritären Erziehung. Sie gehört zu den Erziehungskonzepten und -philosophien.
Anders als autoritär erzogene Kinder kennen antiautoritär erzogene Kinder oft nur wenige Regeln und Grenzen.
Sie sollen sich völlig frei entwickeln und entfalten können – auch frei von Zwängen und den strikten Vorgaben ihrer Eltern.
Auch eine deutliche Hierarchie gibt die antiautoritäre Erziehung nicht vor. Kinder und Eltern begegnen sich auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt.
Aber Halt! Kann eine derart lockere Erziehung, die so weit entfernt von Disziplin und Ordnung zu sein scheint, überhaupt funktionieren?
Vielleicht denken Sie ja beim Lesen der Grundsätze der antiautoritären Erziehung gleich an Kinder, die eigentlich gar nicht richtig erzogen sind. Doch obwohl diese Art der Erziehung durchaus Nachteile mit sich bringt, ist das nicht unbedingt der Fall.
Permissiver Erziehungsstil

Laut Duden bedeutet “permissiv” so viel wie nachgiebig, wenig kontrollierend und frei gewähren lassend. Als Synonym für “permissiv” kann unter anderem “willenlos” verwendet werden.
Worauf sich diese Bedeutungen und das Synonym beziehen? Auf die Eltern!
Dabei scheint der permissive Erziehungsstil zunächst einige Ähnlichkeiten zur antiautoritären Erziehung aufzuweisen.
Auch hier sollen sich die Kinder frei entfalten und eigenständig entwickeln können und Regeln und Grenzen gibt es kaum.
Doch es gibt einen ganz wesentlichen Unterschied zur antiautoritären Erziehung: Die Beziehung zwischen Eltern und Kind ist oft eher einseitig.
Obwohl die Eltern durchaus auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kinder reagieren, halten sie sich eher zurück.
So werden von Seiten der Eltern zum Beispiel keinerlei Vorschläge gemacht und ein richtiger Austausch findet kaum statt.
Laissez-faire Erziehungsstil

Eine Steigerung des permissiven Erziehungsstils ist der sogenannte Laissez-faire Erziehungsstil. Auf den ersten Blick weist auch diese Art der Erziehung große Ähnlichkeiten zur antiautoritären Erziehung auf – doch so ganz stimmt das nicht.
Dabei zeigen sich die Eltern insgesamt eher gleichgültig. Ein großes Interesse am Kind selbst und an dessen Entwicklungen ist von außen kaum zu erkennen.
Laissez-faire erzogenen Kindern fehlen also nicht nur Regeln, Grenzen und Zwänge, sondern auch ein liebevoller Umgang. Ein Austausch zwischen Eltern und Kindern findet nicht statt – die Kinder sind auf sich alleine gestellt.
Welcher Erziehungstyp bin ich?
Da Sie nun die bekanntesten Erziehungsstile kennen, stellen Sie sich vielleicht die Frage, welcher davon am besten zu Ihnen passt. Vielleicht haben Sie sich ja beim Lesen schon in dem ein oder anderen Punkt wiedererkannt.
Dabei ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie sich zumindest zu einem gewissen Teil mit mehr als nur einem Stil identifizieren können. Woran das liegt?
Und bei der Wahl eines Erziehungsstils sollten Sie nicht nur einen genauen Blick auf die verschiedenen Stile werfen. Jeder von uns hat andere Wertvorstellungen und Ansichten, jeder hat andere Erfahrungen gemacht – und das ist auch gut so.
Passen Sie Ihren Erziehungsstil außerdem auch an Ihre Kinder an. Manche Kinder brauchen vielleicht etwas mehr Führung und Struktur in Form von Regeln, während andere mit vielen Freiheiten sehr gut zurechtkommen.

Erziehungsstile – Gibt es den einen Richtigen?
In direktem Zusammenhang mit der vorherigen Frage steht die nächste: Gibt es überhaupt den einen richtigen Erziehungsstil?
Ein klares “richtig” oder “falsch” gibt es in der Erziehung in der Form eigentlich nicht. Was immer Sie für richtig halten ist erstmal auch richtig, auch wenn vielleicht etwas anderes empfohlen wird oder andere Menschen anderer Meinung sind.
Aber wir haben es etwas weiter oben schon einmal gesagt: Erziehungsstile sind sehr individuell und nicht jeder wird sich mit einem der fest definierten Stile wohlfühlen.
Empfehlenswert ist es daher, sich an diesen beiden Erziehungsstilen zu orientieren, während man sich die Option offen lässt, auch mal davon abzuweichen.
Was das heißt? Die Kommunikation mit Ihrem Kind ist in vielen Situationen wichtig und sinnvoll und es ist genau das, worauf die beiden Erziehungsstile wert legen.
Doch ebenso wird es Situationen geben, in denen klare Grenzen gesetzt werden müssen – auch ohne sie zuvor mit dem Kind zu besprechen.
Am wichtigsten ist es daher, dass Sie flexibel bleiben. Seien Sie offen gegenüber kleinen und auch großen Veränderungen Ihres Erziehungsstils und bewerten Sie Ihre aktuelle Situation immer wieder neu, damit Sie sich anpassen können.
Wenn Eltern es zu gut meinen
Egal für welchen Erziehungsstil Sie sich nun entscheiden, eines steht fest: Wir alle wollen als Eltern das Beste für unsere Kinder.
Aber kann man es auch übertreiben mit dem “zu gut meinen”?
Zwei Bezeichnungen haben sich für Eltern etabliert, die genau das tun: Helikopter-Eltern und Rasenmäher-Eltern. Vielleicht haben Sie einen der Begriffe oder beide schon gehört – aber was genau bedeuten sie?
Helikopter-Eltern
Bei den Helikopter-Eltern handelt es sich gewissermaßen um übermäßig fürsorgliche Eltern.

Bei dem Begriff handelt es sich um eine Metapher:
So wie Helikopter am Himmel kreisen, kreisen Helikopter-Eltern ständig über ihren Kindern.
Was im ersten Moment eigentlich ganz witzig klingt, ist bei genauerer Betrachtung aber gar nicht mehr so amüsant.
Helikopter-Eltern haben die Angewohnheit, sich in sämtliche Angelegenheiten ihrer Kinder einzumischen, oft ungeachtet vom Alter der Kinder. Sehen sie eine mögliche Gefahr für ihr Kind, greifen sie in allen möglichen Lebenssituationen ein.
Rasenmäher-Eltern
Doch es gibt noch eine Steigerung der oben beschriebenen Helikopter-Eltern und das sind die sogenannten Rasenmäher-Eltern.
Auch das ist eine Metapher:
Diese Eltern mähen jedes Hindernis nieder, dass sich ihrem Kind in den Weg stellt.

Es handelt sich dabei um Eltern, die zum Beispiel die Hausaufgaben ihrer Kinder erledigen. So kann das Kind keine Fehler machen und wird nicht enttäuscht, wenn der Lehrer in der Schule die gemachten Aufgaben kritisiert.
Auch Misserfolge und Enttäuschen gehören zum Leben dazu. In der Kindheit sind das zum Beispiel schlechte Noten, später ist es vielleicht die Bewerbung, die von dutzenden Unternehmen abgelehnt wird.
Nehmen Eltern ihren Kindern derartige Erfahrungen weg, sind die Kinder später oft nicht in der Lage, Probleme eigenständig zu lösen. Sie wissen dann nicht, wie sie mit Herausforderungen oder Misserfolgen umgehen sollen.

Vor allem aber lernen die Kinder nicht. Gerade aus Fehlern lernt man – hat man sie einmal gemacht, macht es beim nächsten Mal anders oder besser. Doch Menschen, die nie eigene Fehler machen durften, können das nicht, denn sie wissen nicht wie.
Wenn Sie sich nun Fragen, ob Sie zu dieser Art von Eltern gehören, können Sie sich im Folgenden unsere Checkliste für Helikopter- und Rasenmäher-Eltern als PDF runterladen.
Fazit Erziehungsstile
Erziehung ist kein einfaches Thema. Es gibt viele Dinge, die zu beachten sind und die Meinungen Einzelner gehen mitunter stark auseinander.
Doch lassen Sie sich von alldem nicht abschrecken oder entmutigen!
Nehmen Sie sich Zeit, um sich über alle Aspekte der Erziehung und über die verschiedenen Erziehungsstile zu informieren und haben Sie keine Angst vor falschen Entscheidungen – nur Sie selbst wissen, was das Beste für Ihr Kind ist.


